Hl. Sebastian aus St. Michael, Schwalmtal

Bearbeitung und Arbeitsaufnahmen

Titel:                   Heiliger Sebastian
Künstler:           unbekannt, niederrheinisch
Datierung:         um 1470 bis 1480
Maße:                ca. 83,5 x 40,0 x 33,5 cm (H x B x T)
Standort:           Katholische Pfarrkirche St. Michael, Schwalmtal Waldniel
Eigentümer:      Kirchengemeinde St. Michael und St. Matthias, Schwalmtal
Untersuchung: Februar/März 2011
Durchführung der Maßnahmen im Zeitraum zwischen Februar und Dezember 2011

 

 

Eine umfangreiche Untersuchung vor Beginn der Maßnahmen brachte Sicherheit bei der Einschätzung des Schadensbefundes der Skulptur und der Maßnahmenplanung für eine Konservierung/ Restaurierung. Dazu gehört u.a. die Freilegung von auf der noch gut erhaltenen Barockfassung anhaftenen Farbinseln zeitlich jüngeren fragmentarisch erhaltenen Fassungen.

 

Schadensbefund
Die allgemeine Stabilität des Holzes ist gut, vereinzelte Ausfluglöcher von Anobien finden sich verstärkt im Bereich des Baumstammes und an der Unterseite/ Standfläche, sowie dem Übergang zum Stamm, dies könnte mit einer hier in der Vergangenheit großflächig aufgetragenen Kittmasse zusammen hängen, die wahrscheinlich mit einem sehr hohen Anteil an Glutinleim gebunden wurde (siehe unten).

Durch die fehlende Aushöhlung bzw. das Vorhandensein der Markröhre im Werkblock kommt es zur Bildung einzelner Schwundrisse. Z.B. auf der Brust, sehr schmal und innerhalb der Standfläche. Letzterer bereits recht weit geöffnet und in einer früheren Maßnahme mit einer Kittmasse (vermutlich Kreidekittmasse) verschlossen. Weitere, kleinere Einläufer innerhalb der Standfläche.

Drei bis vier Pfeile dürften aus der Entstehungszeit noch vorhanden sein. Die anderen stammen aus dem Barock, wo auch eine Neufassung der gesamten Skulptur erfolgte.

Teilweise sind die Fassungen durch Anobien-Fraßgänge unterhöhlt und könnten vor allem beim Handling einbrechen

Vor allem in den durch Schädlinge befallenen Bereichen zeigt sich die Holzoberfläche großflächig „ausgefranst“ und geschwächt, die Holzsubstanz ist hier auch sehr weich, wodurch ebenfalls eine Gefahr für die darüberliegende Fassung  besteht.

Am Übergang zwischen der Plinthe und dem Stamm befindet sich eine extrem großflächige Kittung, die sich einerseits durch Rissbildung von der originalen Holzsubstanz abhebt (vermutlich durch unterschiedliches Spannungs- und Schwundverhalten)

Holzfehlstelle, hinter dem Rücken rechts, hier ehemals Ast vorhanden

Die Fassung ist vermutlich durch klimatische Einflüsse stark gelockert, teilweise mit stark dachförmig aufstehenden Schollen

Außerdem zeigen sich über die gesamte Skulptur verteilt auf den verschiedenen Fassungspartien Spuren von Lösemittel- oder Abbeizereinwirkung in Form einer bläschenartig aufgequollenen Oberfläche.

Allgemeine Verschmutzung der Skulptur, insbesondere durch die Verwendung wachshaltiger Überzüge bei einer früheren Restaurierung wird Schmutz gut an die Oberfläche gebunden.

Gedunkelte Überzüge lassen die Skulptur ebenfalls verschmutzt und die farblichen Nuancierungen verunklärt erscheinen.

In vielen Fassungsbereichen, vor allem allerdings in den Inkarnaten zeigen sich deutliche Spuren einer Freilegung mit dem Skalpell, hier treten beispielsweise regelmäßige,  halbrundförmige Werkspuren auf. Im Allgemeinen sind die Freilegungen in ihrer Konsequenz und ihrer Qualität sehr unterschiedlich ausgeführt. Im Bereich des Baumstammes beispielsweise legt der Befund eine Freilegung bis auf einzelne Grundierreste und teilweise die Holzoberfläche nahe. In den Inkarnaten hingegen, die auf die barockzeitliche Fassung freigelegt wurde, steht diese Fassung neben teilweise auch großflächigen Resten jüngerer Fassungen unterschiedlicher Farbigkeit.