Retusche

Farbliche Ergänzung

Thangka-Gemälde mit Resten der Stoffeinfassung, Göttin Lhamo, ca. 18.Jh.opake Wasserfarben auf Damastgewebe, ca. 52,0 x 41,2 cm, Sammlung Preetorius München, Staatliches Völkerkundemuseum München.

Bei Thangkas als Kunstgattung aus einem fremden Kulturkreis mit uns wenig bekannten Bildinhalten ist die farbliche Ergänzung ein besonderes Unterfangen, läuft sie doch neben der Steigerung der Ablesbarkeit durch eine optische Harmonisierung der Farbschichten Gefahr, die Bildaussage zu verfälschen und damit die sakrale Funktionalität des Kultobjektes unter Umständen zu zerstören.

 

 

Detail im Maßstab 1:2 vor der Konservierung und Restaurierung

Gleicher Ausschnitt nach der Konservierung und Restaurierung: die farblichen Eintönungen wurden bewusst heller ausgeführt, um die Unterscheidbarkeit zwischen Original und Ergänzung zu gewährleisten. Sie beschränken sich ausschließlich auf die Bereiche mit Farbverlusten.

Thangka mit der Darstellung des 3.Dalai Lama, opake Wasserfarben auf Baumwollgewebe, Seidendamast, Brokat, Holz, ca. 108,5,x 68,2cm (Breitenmaß ohne Einbeziehung der Holzstrebe), Sammlung H. Harrer, Museumsbesitz Schweiz.

Das Thangkagemälde weist einen Wasserschaden auf, der die Ablesbarkeit des dargestellten Dalai Lamas und den Nebenfiguren erheblich stört. Länger andauernde Wassereinwirkung führte in den betroffenen Bereichen je nach Bindemittelgehalt und/oder –zusammensetzung der einzelnen Farbpartien zu Farbauswaschungen bis zum vollständigen Verlust der Grundier- und Farbschicht. In diesen Bereichen ist nur noch die Unterzeichnung zu erkennen. Unter Einwirkung des Wassers kam es zusätzlich zu Tiefenverschmutzungen durch mit angelöste und an die Ränder der Schadstelle mittransportierte Schmutz-, Pigment-, Füllstoff- und Bindemittelbestendteile, zu erkennen an den dunklen Rändern entlang der hellen Streifen.

Detail im Maßstab 1:4: Bildteil im Bereich der rechten oberen Ecke vor der Konservierung und Restaurierung.

Die Steigerung der Ablesbarkeit erfolgte in mehreren Schritten und mit unterschiedlichen Techniken: Nach der Bildschichtfestigung, Trägerkonsolidierung und Tiefenschmutzreduzierung erfolgte eine Reduzierung der dunklen Ränder mittels Kompresseneinsatz. Erst danach erfolgte die farbliche Eintönung durch vorsichtiges „Herantasten“, d.h. die am stärksten betroffenen Bereiche wurden zunächst ausgespart. Als hilfreich zeigte sich zunächst der auf die hellen Streifen begrenzte flächige Einsatz des ungebundenen Retuschiermediums, um die Flächen soweit abzutönen, dass die Feinheiten der Malerei für das Auge, das nun nicht mehr in dem Maße durch die hellen Flächen abgelenkt wurde, ersichtlich waren. Abschließend erfolgten feinste Strichretuschen bzw. lineare Retuschen In Schraffurtechnik mit reversiblem Bindemittel/Pigmentsystem. Die dunklen Ränder wurden in der gleichen Technik aufgehellt.

Die Geschichtlichkeit bleibt gewahrt, weil der Schaden durch die etwas hellere Ausführung der Retuschen, als auch durch die Auftragstechnik sichtbar bleibt, ohne dass allerdings das Auge auf den ehemaligen Schaden gelenkt wird.

Zustand nach der Konservierung und Restaurierung.
Detail Bildteil im Bereich der rechten oberen Ecke nach der Konservierung und Restaurierung.